MAN KANN NUR EINMAL IN DEN SELBEN FLUSS STEIGEN

Bevor ich zur astrologischen Vollmondkonstellation komme, möchte ich zuerst eine Geschichte erzählen. Vielleicht kennst Du sie, ich habe sie einmal gehört und gebe sie mit meinen Worten wieder.

Ein Vater stellt fest, dass seine Tochter schwanger ist. Er ist sehr wütend und möchte sofort wissen, wer der „ Übeltäter“, der Vater ist. Die Tochter hat Angst die Wahrheit zu sagen und zeigt auf einen Mönch, der zufällig auf der anderen Strassenseite entlang geht.

Das Kind kommt auf die Welt, der Vater rennt – immer noch wütend- zum Mönch und übergibt ihm das Kind mit den Worten: Da hast Du’s – übernimm gefälligst die Verantwortung!!

Der Mönch lächelt, nimmt das Kind mit den Worten: „ja, wenn das so ist.“

Einige Zeit später tut es der Tochter leid, sie sagt die Wahrheit. Ihr Vater rennt, wieder sehr wütend,zum Mönch: „ Wie konntest Du das Kind annehmen, wo Du doch gar nicht der Vater bist !“

„ Ja, wenn das so ist“, antwortetet der Mönch und legt lächelnd das Kind in die Arme seines Grossvaters.

So wie wir in dieser Geschichte drei Darsteller haben, haben wir drei Planeten, die uns ihre Geschichte beim kommenden Vollmond erzählen möchten.

Wir haben den vollen ( blauen ) Mond im Stier. Blau nennt man den sehr seltenen zweiten Vollmond innerhalb eines Monats.

Das Prinzip Stier steht (unter anderem) für das Festhalten am Alten, an gewohnten Zugehörigkeiten und an Sicherheit.

Gegenüber steht die Sonne im Skorpion, die die ganze Bandbreite von Vorstellungen, Glaubenssätzen, Ideen, Manipulation, aber auch den Wandel und die Transformation mit sich bringt. Natürlich haben wir es am liebsten, wenn sich unsere eigenen Vorstellungen manifestieren. Nur leider sind nur allzuoft fremde Energien stärker, nisten sich in unserem Körper/ Geist System ein und besetzten uns.

Zum Vollmond haben wir auf dieser Achse einen weiteren, sehr massgeblichen Mitspieler. Mit einer genauen Konjunktion zum Mond verändert Uranus den Verlauf der Geschichte, unserer Geschichte.

Uranus, zum Prinzip Wassermann gehörig, spielt immer sein eigenes Spiel, nach seinem eigenen Gesetz.

Er ist der Narr, der uns an der Nase herumführt. Er möchte uns neue Werte vermitteln, Werte, denen wir üblicherweise nicht freiwillig zustimmen. Er hält sich einfach nicht an unsere Regeln, mit denen wir genau bestimmen wollen, wer beim Schachspiel des Lebens schwarz, wer weiss ist und wer auf welches Feld darf und wer nicht.

Kehren wir zurück zu unserer Geschichte:

Es gibt einen Vater, gegen dessen Regeln seine Tochter verstossen hat. Er sucht wütend einen Schuldigen ( kommt uns bekannt vor)

Eine ängstliche Tochter, die ( noch nicht ) bereit ist zu sich zu stehen und die volle Verantwortung zu übernehmen. ( kommt uns auch bekannt vor)

Diese Kombination stiftet sehr viel Verwirrung und Unrecht.

Ja, und dann haben wir den Mönch. Er bleibt frei und gelassen. Das ist eher eine weniger übliche Reaktion.

„ Normal“ wäre, wenn er gesagt hätte: was glauben Sie eigentlich, ich bin ein Gottes-, ein Ehrenmann!!!! Hätten Sie mal ihre Tochter besser erzogen usw.

Ich möchte das nicht weiter ausführen, da wir uns gut in diese Art von Empörung hineinversetzen können.

Ganz überraschend lächelt er und ist einverstanden.

Ein ganz neues „Spiel“, das nicht den schwarz oder weiss / richtig- falsch Regeln folgt, beginnt. Es entsteht ein neuer Raum, der frei ist für unbekannte Erfahrungen. Vielleicht denkst Du: So ein Blödmann, nimmt etwas auf sich, was nicht zu ihm gehört. Oder es gefällt Dir, glaubst aber Du könntest das nicht.

Wie auch immer Du reagierst und mit wem auch immer Du Dich in dieser Erzählung identifizierst, letztlich sind wir mit unseren verschiedenen Seelenanteilen in einer guten Geschichte immer alle und alles.

Es gibt allerdings einen Helden, von dem die Lösung ausgeht und das ist der Narr, der Kasper. Schade, dass wir mit ihm meist am wenigsten anfangen können. Seine Unabhängigkeit macht uns eher Angst als dass sie uns freut. Auch wenn er schon in Kindertagen ein geliebtes Vorbild war und wir gerne mit ihm spielten, so hat er später wenig Platz in unseren geordneten Leben. Nicht der König, nicht die Prinzessin oder sonst wer, bringen eine Wende in die Geschicke des Lebens, nur er, der vertrauensvoll, aussen Stehende ( Uranus) trägt dafür genügend Heldentum in sich.

Die Tochter (die jüngere Generation) besinnt sich, übernimmt Verantwortung und so kommt überhaupt Licht in die Sache. Die Wahrheit lag – gut aufgehoben – in den Armen des Mönchs. Der Vater bleibt wahrscheinlich uneinsichtig ( aber so ist das eben)

Der Mönch allerdings hat wirklich Grund zu lächeln, er hat eine Erfahrung gemacht, zu der ein Mönch normalerweise keinen Zugang hat. Die Erfahrung ein Kind zu versorgen, für eine Zeit lang Vater zu sein.

Wenn wir das auf uns und unsere Leben übertragen, dann machen wir zur Zeit – wenn wir möchten- Erfahrungen, die sonst niemals möglich gewesen wären. Erfahrungen, die wir nur machen können, wenn wir frei und offen dafür sind. Erfahrungen, die wir nie für möglich gehalten hätten und die uns ein Lächeln in die Seelen zaubern könnten…. wenn wir es zulassen könnten….

Es macht Sinn, das was auf uns zukommt – auch wenn es schwer ist und ungerecht scheint – mit der Haltung und dem Lächeln des Mönches anzunehmen.

Ich weiss, es gibt keinen sichtbaren Grund dazu….

Dennoch: tue es jetzt – jetzt in diesem Moment. Lächle Dir selbst zu – vertraue auf die Magie eines liebend, lächelnden Herzens. Du wirst sehen, es bringt Dich zurück in den Fluss des Lebens.

Es ist wirklich keine Option störrisch, wütend oder ängstlich am Ufer, am Rande des lebendigen Flusses zu warten bis endlich alles wieder „gut“, so wie vorher wird.

Das wird es nicht! Niemals!

Viele Abschiede liegen schon hinter uns und noch viele vor uns.

Wir ( alles ) verändert sich:

Man kann eben nur einmal in den gleichen Fluss steigen.

Mit – gehen, mit – fliessen heisst, sich der Veränderung vertrauensvoll in seelischer Freiheit hinzugeben.

Es bedeutet sich immer wieder zu erneuern und sich auch in den schwierigsten Zeiten nicht die Fähigkeit nehmen zu lassen, das Licht zu sehen.

Denke an den Mönch, sei geduldig, alles kommt – dank uns allen- ans Licht und wird sich als sinnvoll für jeden Einzelnen und die gesamte Menschheit zeigen. Ein Geist, der durch eine neue Erfahrung gedehnt wurde, kann nie wieder in seine alte Form zurückkehren.

Ja, jetzt in diesem Moment zeigt sich das Licht so gar nicht. Wir sehen hinter den Masken weniger von uns selbst und noch weniger vom anderen. Besonders das Lächeln bleibt verborgen – glauben wir.

Ein echtes Lächeln entsteht im Herzen und findet durch unsere Augen den Weg in die Welt und in die Seele unseres Gegenübers. Vielleicht vermissen wir dieses Lächeln schon länger und es fällt uns jetzt erst auf?

Ich danke Dir, liebe Leserinn, lieber Leser dafür, dass Du meinen Worten bis hierher gefolgt bist und somit eine Brücke zwischen unseren Herzen entstanden ist, die wir nun lächelnd betreten können.

Herzlichst

Ingrid Zinnel